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“Weht der Wind um Mitternacht und trägt Blätter…
Und so auch das Leben reisst in schnell laufender Zeit Ausrufe, Seufzer, Halbgedanken, Halbgefühle von unserer Seele herunter… Diese Sound-Fragmente sind bedeutend, weil sie direkt von der Seele „rollten“, ohne Raffination, ohne Ziel, ohne Vorsätzlichkeit, – ohne allem Fremden… Nur, – “die Seele lebt”… d.h. “lebte”, “geweht”… diese “unbeabsichtigte Ausrufe” gefielen mir irgendwie seit langer Zeit. Eigentlich fließen Sie ununterbrochen in uns, aber wir haben keine Zeit, (kein Papier in der Hand) sie einzutragen, – und sie sterben. Und dann erinnert man sich nicht mehr daran. Aber etwas habe ich trotzdem auf Papier notiert. Notizen haben sich angesammelt.
Und hier habe ich beschlossen, diese gefallenen Blätter zu sammeln.”

Rosanow. “UEDINENNOE ”

Über diese Zeilen, die ich in meinem Blog platziere, hätte ich genau das gleiche geschrieben, hätte das W.W. Rosanow nicht vor hundert Jahren „anstelle von mir“ bereits gemacht.

Ich bin am 21. September 1955 in Moskau geboren.

„Bis heute ahnen viele Leute nicht, dass nur die Träumer, heute sagt man „passionariums“, unsere Welt bewegen und auf gar keine Weise kalte Pragmatiker.

Ich erzähle nun, wie das Projekt play/conduct verwirklicht wurde.
Alles der Reihe nach.

Im Jahr 2012 habe ich mich entschieden, dass ich nie mehr mit einem Orchester spielen werde. Aber auch Solo-Konzerte sind mir definitiv langweilig geworden. Grund dafür sind eine hoffnungslos rückständige Ästhetik des musikalischen Denkens, der Konzert-Angelegenheit. Auch die musikalische Sprache des heutigen Konzert-Interpreten ist tot. Ich habe ja aber nichts anderes gekannt und fast schon aufgegeben. Mein Buch wurde auch nicht mehr gedruckt und es wurde darüber auch nicht mehr geredet. Die englische Version des Buches wollten die Engländer nicht, die russische die Russen nicht und die deutsche Version wurde nicht einmal in Erwägung gezogen. Ich habe mich schon auf meine „Pension“ vorbereitet und von diesem Gedanke wurde mir warm ums Herz.

Urplötzlich (wie immer so ein theatralisches und begehrenswertes „urplötzlich“) habe ich eine Einladung erhalten. Die kam von einem meinen extravaganten Freund, einem Serben, den ich irgendwann mal in Moskau im Konservatorium kennen gelernt hatte.

Er war seelisch und körperlich frei, übermütig und voller Ideen. Er hat außergewöhnlichen Schmuck getragen, hatte grüne Nägel und büschelige fleckige rote Haare.

„Andrei, komm nach Belgrad, spiele das Ravel-Konzert für die linke Hand und mit der rechten kannst du dirigieren. Und dazu vielleicht noch ein Paar andere Konzerte. Wie wär’s?“

Schon seit meiner Londoner Zeit habe ich diese Idee in meinem Herzen getragen. Diese Idee hat mir der verrückte Ogdon kurz vor seinem Tod beigebracht.

Alles hat nun angefangen zu wirbeln. Meine Träume trafen auf die Möglichkeiten eines Belgrader Pragmatikers-Extroverten-Extravaganten. Mein Treffen mit dem Orchester habe ich schon mal beschrieben, im Internet gibt es auch Video-Dateien.

Den Rest kann man auch im YouTube anschauen.

Nachdem diese freche Idee verwirklicht wurde ist mein Leben noch düsterer geworden, weil ich dachte, dass ein solcher Freudenausbruch nur ein einziger war und weiter nur noch die Dunkelheit „forever“ herrschen wird.

Während dieser Zeit war ein anderer Freund von mir, der von meinem schwierigen Zustand und von meinen unerfüllten Träumen wusste, in Bristol auf der Beerdigung eines Konzertmeisters des Bristol Ensembles. Es ist ein wunderbares Kollektiv voller Enthusiasten-Meister.

Bei seiner Rede am Grab hat dieser eine Freund meinen Wunsch in einer englisch-dramaturgischen Manier vertonen lassen. „Gavrilov ist megalomanisch, er will alle Klavierkonzerte ohne Dirigent spielen. Er behauptet, dass die Konzert-Form nur so ihre Freiheit erreicht und der Musik selbst verspricht er auch diese Freiheit.“

Bald nach dieser Beerdigung hat Roger Huckle, ein Orchesterführer, mit mir Kontakt aufgenommen.

Es war ein unerwarteter Erfolg.

Einmal klingelte das Telefon. Es war “Dinu Lipatti stiftung” aus Bukarest. Abgemacht, Probe. Das Orchester ist schockiert. Nach der ersten Probe wollten sie vor lauter Angst nicht mehr weiter machen. Dringend war eine Vorstandssitzung nötig, wo ich mit eiserner Ruhe meine überzeugenden Argumente vorgebracht habe. Wieder Proben und Erfolg!

Im 2016 wieder Bristol. Wieder Erfolg. Und alles ging viel einfacher.

Und es war geschehen. Heute ist es fast ganz normal. Asien kam, Herr Kim, ein risikofreudiger Enthusiast. Die Ukraine ist aufgewacht und ist auch dabei.

So ist es kurz gesagt. Passionariums aller Welt haben sich vereinigt. Damit wurde eine neue Richtung, oder eine neue Ausdrucksform, geboren, aber auch der Inhalt wurde geändert. Die Freiheit wurde der Musik und dem Konzert gegeben. Und alle sind sehr sehr glücklich.

In der Zwischenzeit wurden neue Ideen über Solo-Performance, neue Ästhetik, neue Musik geboren, was Freiheit für die Komponisten als Solo-Performer und für die Musik und die Menschen bedeutet. So wie ich das geträumt habe, während 5 Jahren.

Die musikalische Welt wird nie mehr die gleiche sein.“

AG